Hallo hier bin ich wieder, eure Polly, ich muss hier mal mein Recht auf Pressefreiheit wahrnehmen…
Sitze ich doch vor ein paar Tagen bei meinem Opi in Kipsdorf am Frühstückstisch, also er auf seinem Lieblingsstuhl und ich auf seinem Schoß. So wie jeden Morgen, wenn ich ihn besuche, lesen wir gemeinsam die Zeitung. Opi liest vor und krault mir dabei den Nacken. Plötzlich zwickt er mich, so dass ich laut aufheulen muss und schreit: „Da wird doch der Hund in der Pfanne verrückt, was steht da bloß wieder für ein Mist in der Zeitung!“
Doch von Anfang an…
Das im Jahre 2009 aus der Taufe gehobene Seniorenhilfeprojekt unseres Vereins in Kooperation mit der Stadt Altenberg beteiligte sich an der Ausschreibung zum bundesweiten Wettbewerb 2014/2015 zur Förderung des ehrenamtlichen sozialen Engagements „startsocial“ unter Schirmherrschaft von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel und wurde neben 24 weiteren Projekten, deren soziale Initiativen so wie unsere am meisten überzeugten, aus einem Stapel von 300 Anträgen von einer Jury ausgewählt und ins Bundeskanzleramt eingeladen.
Am 17. Juni reisten also Frau Hoyer und Frau Nöckel mit mir im Handgepäck total aufgeregt nach Berlin. Dort konnten wir noch einmal unser eingereichtes Projekt präsentieren, eine Führung durch das Bundeskanzleramt erleben und an einem Festakt teilnehmen.
Dabei würdigte Frau Dr. Angela Merkel unser Projekt als eine Initiative, welche für ältere Menschen im Raum Altenberg bedarfsorientiert Unterstützung bietet und somit einen sozialpräventiven Charakter hat. Dafür erhielten wir als Dankeschön eine Ehrenurkunde. Nach einem Fototermin (wer ganz genau hinsieht, kann mein weißes Schwänzchen gleich hinter der Bundeskanzlerin hervorblitzen sehen), einem Büfett und der Möglichkeit, sich mit anderen Teilnehmern auszutauschen, ging dieser aufregende Tag für uns zu Ende und wir fuhren gleich weiter zu meinem Opi nach Kipsdorf, der jeden Besuch von mir sehnsüchtig herbeisehnt.
Opi konnte sich gar nicht wieder über das beruhigen, was er gerade in der Zeitung entdeckt hat – einen Artikel über meinen Besuch in Berlin!
„Die schreiben hier bloß, dass es kein Geld gab, KEIN Wort darüber, dass unser Projekt das einzige für ältere Menschen war und dass nur 2 Bewerbungen aus Sachsen nominiert wurden. Die hätten lieber schreiben sollen, dass ich durch das tolle Engagement in meiner Wohnung bleiben konnte und hier mein eigenständiges Leben führen kann, dass es hier Menschen gibt, die kein Geld dafür wollen, mich zu besuchen, mir zuzuhören, mit mir auch mal einen Antrag für die Krankenkasse auszufüllen, die einfach da sind, wenn ich Hilfe benötige, denn du Polly bist ja in Dresden und kannst mir nicht immer helfen. So was gehört eigentlich in die Zeitung!“
So habe ich Opi noch nie erlebt. Ich finde es wirklich toll, dass es Menschen gibt, die aufmerksam sind und aufpassen, dass mein Opi und viele andere nicht allein sind und da sind, wenn sie gebraucht werden. Natürlich hätte man sich für einen Geldpreis etwas Schönes kaufen können, aber eben keine Menschlichkeit. Wie ich immer sage: Es menschelt eben bei uns, und unter uns gesagt:
Wir waren vor der Queen bei der Bundeskanzlerin.